Geht das auch im Schatten? Miniteiche sind im Trend. Gartenmagazine und Öko-Blogs empfehlen sie als tolle Biotope, die der Tierwelt nützen und das Herz der Gärtnerin erfreuen sollen. Zum Standort steht da meistens: volle Sonne oder Halbschatten. Also eher nichts für unser schattiges Plätzchen. Aus Zufall kamen wir trotzdem zum Miniteich. Und der wurde in wenigen Monaten zum Kleinod unseres Gartens. Für alle, die auch keinen Sonnenplatz haben, hier unsere Erfahrungen.
Der Miniteich im Waldgarten
Klar, Teiche sind toll, sie nützen Vögeln, Eichhörnchen und Insekten und machen einfach gute Laune. In größeren Waldgärten werden sie oft auch mitgeplant, weil dort essbare Wasserpflanzen wachsen oder Pflanzen, die Dünger und Mulchmaterial produzieren. In kleineren Gärten fehlt für so einen Teich meistens der Platz. Hier kann aber ein Miniteich ein wichtiges Biotop sein – und eine echte Oase. Dafür werden dann oft fesche Zinkwannen oder halbe Weinfässer empfohlen. Das ist bestimmt hübsch, aber Vögel, Igel und Eichhörnchen kommen da nicht ans Wasser heran. Oder schlimmstenfalls nicht wieder raus. Und die sind bei uns gern gesehene Trink- und Badegäste. Also keine Zinkwanne. Und sowieso hatten wir ja wegen des Schattens gar keinen Teich geplant …
Anders als geplant – unser Badewannen-Miniteich
Wie gesagt, ein Miniteich stand für uns nicht auf dem Programm. Stattdessen waren wir anfangs damit beschäftigt, Baustoffe und Müll zu entsorgen, die unsere Vorgänger übriggelassen hatten. Eines Tages versuchte ich, am Hang des Hügels eine Plastikfolie aus dem Boden zu ziehen. Bald stellte sich heraus, dass die Folie zu einem größeren vergrabenen Müllberg gehörte. Flaschen, Folie, Styroporreste, große Eisenteile, verrostete Werkzeuge, eine Rolle Bodenbelag aus PVC und ein Stapel Alu-Teller kam zum Vorschein. Und bald stießen wir auch auf den Rand einer vergrabenen Badewanne. Halb voll mit Müll, halb mit Schlamm und größeren Holzstücken. Wie sollten wir die jemals herausbekommen?
Wir taten unser Bestes, Stück für Stück. Aber nach einigen Wochen sah die Stelle immer noch wüst aus. Die Badewanne war beim Regen halb vollgelaufen, Drahtseile und Folienstücke schauten an mehreren Stellen aus dem Boden. Manches konnten wir nicht ausgraben, ohne die Baumwurzeln zu verletzen, die über die Jahre hindurch gewachsen waren. Und in zwei Wochen wollte unsere Tochter im Garten ihren Geburtstag feiern. Und es dafür auch ein bisschen hübsch haben …
Da kam dann aus Pragmatismus der Miniteich ins Spiel. Wir schnitten ab, was noch an Folien aus dem Boden ragte, holten allen Müll aus der Wanne und begradigten die Kraterlandschaft unserer Grabeaktion. Ein Drittel der Wanne waren noch mit Schlamm und alten Wurzelstumpen gefüllt. Das ließen wir so und modellierten mit Steinen einen Übergang vom flachen zum tiefen Wasser. Ein paar Baumstämme wurden als Deko und Ausstiegshilfen platziert, dann füllten wir das Wasser auf. Unser Nachbar schenkte uns ein paar Sumpfpflanzen und schon sah das Ganze deutlich netter aus. Und wir hatten doch einen Miniteich.
Okay, die Anfangsbilder sind vielleicht noch nicht ganz überzeugend – obwohl das damals schon eine riesen Verbesserung war. Aber das Biotop wurde von Jahr zu Jahr schöner und ist inzwischen wirklich ein Kleinod geworden. Ein gutes Jahr später sah es dann schon so aus:
Wollt ihr auch? Habt ihr eine vergrabene Altlast-Badewanne im Garten? Dann einfach nachmachen. Falls nicht, geht es auch so.
Einen Miniteich anlegen – so gehts
- Welches Gefäß für den Miniteich? Ein Miniteich kann in jedem Gefäß entstehen, das wasserdicht ist und einige Liter Wasser fasst. Verlassener Sandkasten, überzählige Zinkwanne, kleine Grube mit Teichfolie drin, fertiges Teichbecken, alte Badewanne. Je größer es ist, desto einfacher bleibt das ökologische Gleichgewicht stabil. Unsere Badewanne fasst aktuell vielleicht um die 100 Liter Wasser und da klappt das ganz gut.
- Eingraben oder nicht eingraben? Unsere Wanne war ja schon im Boden. Das hat viele Vorteile: Das Wasser erwärmt sich im Sommer nicht so sehr, im Herbst bleibt es länger frostfrei. Beides ist gut für das ökologische Gleichgewicht im Wasser. So können die Pflanzen ihren Wasser-Reinigungs-Job machen und außerdem können Tiere am flachen Rand trinken. Deshalb würde ich für eingraben plädieren, auch wenn das am Anfang etwas Arbeit macht.
- Unterwasserlandschaft klarmachen. Bei tiefen Becken unbedingt auch: Ausstiegshilfen anlegen. Ertrunkene Vögel oder Mäuse wollt ihr wirklicht nicht. Ziegelsteine funktionieren dafür, ein dicker schwerer Ast, Kies oder ein schräg gelegtes Brett, das unten mit einem Stein beschwert wird.
- Wasser rein. Regenwasser ist top, mit Leitungswasser funktioniert’s genauso gut.
- Pflanzen rein, je mehr je besser.
- Abwarten und beobachten.
So weit so schön. Natürlich gab es aber auch bei uns ein paar Schwierigkeiten. Nach einigen Wochen begann das Wasser nämlich erst einmal, abscheulich zu stinken.
Warum stinkt das Wasser im Teich?
Das Wasser im Miniteich beginnt zu stinken, wenn es zu wenig Sauerstoff und zu viele organische Materialien enthält. Das gleiche kann auch im größeren Teich oder in der Regentonne passieren. Bakterien, Mikroben und andere Kleinstlebewesen, die organisches Material wie Blätter abbauen, benötigen Sauerstoff. Wenn dieser fehlt, kommt es zu Gär-Prozessen. Dann übernehmen andere Mikroorganismen die Arbeit, die keinen Sauerstoff benötigen. Allerdings setzen sie Faulgase wie Methan, Schwefelwasserstoff und Ammoniak frei. Die stinken und sind giftig für die Teichbewohner. Das passiert vor allem im Sommer, denn warmes Wasser kann weniger Sauerstoff speichern als kaltes. Obendrein kurbelt die Sonne das Algenwachstum an, die Algen sterben später ab, sinken zu Boden und müssen auch wieder abgebaut werden. Damit das Wasser nicht stinkt, ist ein ökologisches Gleichgewicht mit ausreichend Sauerstoff und möglichst wenigen Nährstoffen notwendig.
Miniteich stinkt – was tun?
Mehr Sauerstoff. Weniger Nährstoffe. Mehr lebende Pflanzen. So lässt sich das zusammenfassen, was wir nach und nach herausfanden und ausprobierten. Unserer Badewanne fehlte das ökologische Gleichgewicht, schon einige Wochen nach dem Start. Und dann im zweiten Jahr wieder, sobald es im Frühjahr warm wurde. Was konnten wir tun? Eine technische Lösung wäre ein Sprudelstein oder ein Wasserspiel. Hübsch, aber das kam für uns mangels Stromanschluss nicht in Frage. Zum Glück ging es auch anders.
Die wichtigsten Maßnahmen, damit der Miniteich nicht mehr stinkt:
- Sanierung. Muss nicht unbedingt sein, ist im kleinen Teich aber möglich und sorgt dafür, dass alle anderen Maßnahmen schneller und einfacher helfen. Wir haben im zweiten Frühjahr das stinkende Wasser abgeschöpft und dann doch noch den größten Teil des verbliebenen Schlamm-Müll-Gemischs aus der Wanne gebuddelt. Aus Ziegelsteinen entstand noch eine schöne Höhenstaffelung. Und dann sind wir mit vielen Pflanzen und frischem Wasser neu gestartet. Dadurch hatten wir weniger Schlamm und auch deutlich mehr Wasser im Teich, das hilft dem biologischen Gleichgewicht.
- Weniger Nährstoffeintrag. Bei uns ist es das Laub im Herbst und die Robinien-Blüten im Frühjahr, die für die Größe des Teiches viel zu viel Material eintragen. Wir haben ein teilabdeckendes Netzgewebe angeschafft, dass wir im Frühjahr und Herbst einige Wochen über den Teich spannen. Die Seiten sind offen, sodass Tiere noch rein und raus können, aber die Menge an Laub und Blüten wird doch sehr reduziert.
- Kühles Wasser im Sommer. Da waren wir mit der versenkten Badewanne an einem schattigen Nordhang allerdings schon optimal aufgestellt.
- Mehr wasserreinigende Pflanzen, vor allem im tieferen Wasser. Diese Pflanzen entziehen dem Wasser Nährstoffe und geben Sauerstoff ans Wasser ab.
- Sehr hilfreich sind Schwimmpflanzen. Sie hängen mit ihren Wurzeln ins Wasser, sammeln Nährstoffe ein und können, falls es zu viele werden, einfach abgefischt werden. Auf dem Kompost sind die Nährstoffe ja dann kein Problem. Die hübsche Schwertlilie unseres Nachbarn nützte fürs ökologische Gleichgewicht also wenig. Aber welche Wasserpflanzen gedeihen in einem schattigen Miniteich? Das war und ist ein längeres Experiment, deshalb gibt es dazu bald einen eigenen Artikel.
Miniteich im Schatten – was ist zu beachten?
Obwohl dazu wenig zu finden ist: Ein Miniteich ist auch im Schatten wunderbar. Tatsächlich ist der Schatten für die Wassertemperatur im Sommer sogar ein echter Vorteil. Aber: Schatten heißt oft, dass hier Bäumen oder Sträucher in der Nähe stehen. Dafür braucht es eine Lösung, damit nicht zu viele Blätter und Blüten im Teich landen. Teilweise mit einem Netz schützen oder täglich abfischen fällt mir da ein. Alternativ einmal im Jahr den ganzen Bodensatz ausräumen, aber das ist ziemlich viel Arbeit und nicht ganz schonend für die sich einstellenden Tiere.
Für das biologische Gleichgewicht im Miniteich sind viele Pflanzen wichtig, besonders Schwimmpflanzen haben sich da bei uns bewährt. Ansonsten gelten dieselben Tipps wie für sonnige Miniteiche. Wir würden auf jeden Fall ein Gefäß empfehlen, wo auch Tiere gut rankommen. Denn schon nach wenigen Wochen haben wir bei uns Eichhörnchen, Eichelhäher und Meisen beim Trinken beobachten können, auch ein Frosch ist selbstständig eingezogen. Das alles funktioniert, wenn das Ufer ebenerdig zugänglich ist.
Miniteich – ja oder nein?
Inzwischen würden wir immer sagen: Ja! Nach jetzt knapp drei Jahren macht unser Teich fast keine Arbeit mehr und er bereichert den Garten wirklich enorm. Der kleine Baumstamm neben dem Miniteich ist inzwischen ein begehrter Sitzplatz für uns. Und die Wasserstelle kommt allen hier lebenden Tieren zugute. Immer wieder können wir Eichhörnchen beim Trinken beobachten oder Meisen beim Baden. Das würde ich heute nicht mehr missen wollen.
Unter dem Aspekt Lazy Gardening ist es ein Projekt, das anfangs Arbeit machte und später kaum noch. Das gilt allerdings nicht für Miniteiche, die über der Erde in Trögen oder Fässern angelegt werden. Sie machen jährlich Arbeit bei der Überwinterung – mehr dazu bald im Pflanzenartikel.