Wieviel Arbeit macht ein Garten?

Wer das Thema im Netz googelt, wird viele verschiedene und andere Antworten finden, als ich hier gebe. Täglich mindestens eine Stunde. Oder: pro Jahr und Quadratmeter eine Stunde. Oder: zweimal im Jahr einen Tag. Ich sage gern: Ich bin eine faule Gärtnerin. Ich verbringe gern Zeit im Garten. Ich arbeite auch gern im Garten. Aber ich will mich im Garten nicht stressen. Dafür kann ich auch mit etwas Wildwuchs leben. Und wieviel Zeit braucht das nun?

Wieviel Gartenarbeit muss sein?

Ganz provokativ-ökologisch könnte ich jetzt behaupten: Gar keine. Denn die Natur braucht uns nicht. Aber ohne Gartenarbeit übernimmt die Natur selbst das Gärtnern und die hat in der Regel einen anderen Plan für das Gelände als wir. Sich diesen Plan mal anzuschauen, kann Sinn machen, denn dadurch wird der Zeitaufwand für Gartenarbeit geringer. Mehr dazu unter Gärtern mit der Natur – oder was passiert, wenn ich im Garten gar nichts mache. Aber hier soll es jetzt mal handfest um unsere Erfahrungswerte zum Zeitaufwand gehen.

Wieviel Zeitaufwand ist für einen gepflegten Garten nötig?

Einen „fertig“ angelegten Garten schön zu erhalten und zu pflegen, das kann in 1-2 Stunden pro Woche zu machen sein. Und ist natürlich von der Größe, der Anlage und den eigenen Ansprüchen abhängig. Meine Schwiegermutter mit ihrem ca. 1000qm-Grundstück sagt immer: „Ach, der Garten, da muss ich fast gar nichts mehr machen.“ Und gelogen ist das nicht. Alle paar Wochen wird der Kräuterrasen gemäht, das lässt sie inzwischen machen. Die Staudenbeete kommen allein zurecht, da werden immer mal ein paar Storchenschnäbel ausgerissen, damit sie nicht zu weit in den Rasen wachsen. Und den Rosenschnitt erledigt sie beim Durch-den-Garten-Schlendern. Wahrscheinlich würden ihr 1-2 Stunden pro Woche für die Gartenpflege locker genügen, wenn es denn sein müsste. Und im Winter ist Pause.

Zeitaufwand Gemüsegarten

Praktisch reicht das nicht. Denn in Wahrheit ist ein kleiner Teil des Gartens auch ein Gemüsegarten. Das wird auch vielen Kleingärtner*innen so gehen. Und da muss ich ehrlich sagen: Gemüse macht Arbeit. Aber auch hier gibt es Spielraum. Bevor wir den Waldgarten bekamen, hatten wir einige Jahre eine Parzelle in einem Saisongarten. Die war 70qm groß, alles Gemüse. Ein großer Teil der Säh- und Pflanzarbeiten war bei Übernahme im Mai schon erledigt und dann hieß es „nur“ noch: Jäten, Hacken, Mulchen, Gießen, Nachsähen, Ernten.

Im Mai und im Oktober haben wir zum Start und Ende der Saison einen großen Familien-Pflanz-oder-Ernte-Tag eingelegt. Den Rest des Sommers habe ich diese Parzelle ein- bis zweimal die Woche für zwei Stunden besucht. Und ja, auch zum Gießen und auch im Hitzesommer 2019 waren wir höchsten zweimal wöchentlich vor Ort. Gegossen wurde mit der Gießkanne, das Wasser war 60 Meter weiter aus großen Bottichen zu schöpfen. Ich hatte also Anlass, mich mit dem Thema sparsames Gießen zu beschäftigen.

Wieviel Zeit braucht ein Gemüsegarten?

Aus dieser Erfahrung würde ich sagen: Ein mittelgroßer Gemüsegarten braucht pro Woche mindestens zwei bis drei Stunden Aufmerksamkeit, um zu gedeihen. Diese Zeit muss aber wöchentlich aufgebracht und kann nicht angesammelt werden. Und mehr ist natürlich immer möglich. Jetzt werden viele Gemüsefans protestieren und das überhaupt zu wenig finden. Aber es kommt darauf an, wie ich das mache und was ich erreichen möchte. Neben mir auf der Parzelle hatte ich zwei Jahre lang sehr engagierte (und pensionierte) Nachbarn. Sie haben fast täglich gegossen, gejätet und gehackt. Und ja. Ihre Salate waren dicker, ihr Lauch doppelt so groß wie meiner und auch in der großen Trockenheit hatten sie riesigen Mangold und Gurken zu ernten. Aber: Auch unsere Parzelle sah gepflegt und schön aus, auch wir hatten reichlich Gemüse, Kräuter und Blumen. In feuchten Sommern mehr Mangold. In trockenen Sommern mehr Tomaten. Und ja, die Gurken sind mir eingegangen. Es gab dann halt welche vom Wochenmarkt.

Zeitsparendes Gartendesign

Die Anlage des Gartens hat einen großen Einfluss darauf, wieviel Zeit für die Pflege benötigt wird. Da ein Garten kein statisches Gebilde ist, kann so eine Gestaltung auch geändert werden. Manche Dinge sind richtige Zeitfresser. Zum Beispiel Rasenflächen. Besonders, wenn im Rasen dann einzelne Rosen oder Blumen wachsen, um die vorsichtig herumgemäht werden muss. Einfacher zu pflegen sind große Blühinseln – oder gleich eine Blumenwiese. Und trotzdem haben auch wir in unserem Waldgarten einen kleinen Teil Kräuterrasen gesäht. Weil wir es einfach schön finden, so eine ruhige grüne Fläche im Garten, die zum Drüberlaufen einlädt. Vielleicht auch, weil es in unserer Kindheit so war.

Zeitaufwand für einen neuen Garten

Bei der Übernahme eines Gartens kommt es sehr darauf an. Denn die Anlage des Gartens ist ja erst mal schon da. Und ob die Vorgärtner*innen da an Zeitsparen gedacht hatte? Vielleicht nicht. Und dann ist da natürlich auch der Zustand des Gartens selbst. Wer ein tip-top-gepflegtes Grundstück mit frisch gestrichener Gartenhütte übernimmt, kann sich erst mal entspannt in die Mitte setzen und Bienen beobachten. Wer ein verwildertes Areal mit Altlasten wie baufälliger Hütte oder vergrabenen Styroporplatten ergattert, hat anfangs erst mal viel zu tun. Wieviel das ist, lässt sich oft schwer abschätzen und hängt auch davon ab, wie schnell sich alles verändern soll.

Bei uns war mehr zu tun, als wir gedacht hatten. Und das ist vermutlich der Normalfall. Dass die kaputte Hütte auf unserem Gelände mit Asbest gedeckt war, haben wir am Anfang unter all dem Efeu nicht erkannt. Dass an den unglaublichsten Stellen Müll im Boden vergraben war, sahen wir nicht, dass das ganze Gelände mit Rasenkantensteinen und Terrassenplatten übersäht war, auch nicht. Dass auf der Hälfte des Areals der invasive japanische Knöterich wucherte, war uns ebenfalls entgangen. Trotzdem haben wir im Durchschnitt wohl auch „nur“ 2-4 Stunden pro Woche investiert. Eben jede Woche. Und rund ums Jahr.

Wer einen Garten mit Altlasten in einer Kleingartenanlage übernimmt, braucht also evtl. viel Zeit (oder Geld) und klare Absprachen, in welchen Zeiträumen der Garten „in Ordnung“ gebracht werden muss. Und auch wer einen Hausgarten nach dem Hausbau bepflanzen will, wird anfangs wegen des humusarmen und verdichteten Bodens mit mehr Widrigkeiten zu kämpfen haben, als wenn dort schon seit 20 Jahren gegärtnert wird. Trotzdem würde ich persönlich sagen: Gärtnern kann zu den zeitintensiven Hobbys gehören – muss es aber nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert