Nacktschnecke an einer Wildpflanze

Schnecken im Waldgarten – Wirksame Tipps gegen Nacktschnecken

In naturnahen Gärten fühlen sich auch Schnecken wohl. Und zwar nicht nur die „nützlichen“, sondern auch die fiesen Salatfresser. So nach menschlichen Maßstäben gemessen. Und die fressen nicht nur Salat – sondern im Zweifel fast alles was grün ist. Und dabei wollen wir doch im Waldgarten neben Beeren auch Blattgemüse ernten! Sehr ärgerlich, wenn die schleimigen Kriecher da schneller sind. Deshalb jetzt hier: Einmal alles rund um Schnecken.

Schnecken? Schnecken!

Bevor der wilde Waldgarten zu uns kam, hatten wir einige Jahre eine Parzelle in einem Saisongarten. Also ein Stückchen Acker, volle Sonne, im Winter gepflügt und biologisch gedüngt, massenhaft Gemüse. Und erstaunlicherweise: Nahezu keine einzige Schnecke. Meistens im frühen Herbst fand ich mal eine oder zwei im Endiviensalat – das war’s. Allerdings habe ich schon damals die Tipps und Tricks aus meiner Gartenzeitschrift gegen Schnecken aufmerksam gelesen – falls wir je mal einen „richtigen Garten“ hätten. Jetzt kommt mir das gelegen. Denn im schattigen, krautigen Waldgarten fühlen sich die Tiere pudelwohl. Und nachdem ich heute einen 45minütigen (!) Podcast über Schnecken gehört habe, der gerade mal zwei verwertbare Informationen enthielt, denke ich mir: okay, es wird doch Zeit, diese Informationen hier mal zusammenzutragen.

Nacktschnecken wirksam bekämpfen – die wichtigsten Tipps

  • Boden feinkrümelig halten (regelmäßig hacken) und bei Bedarf nur dünn mulchen.
  • Morgens statt abends gießen. Abendliches Gießen erleichtert den Schnecken das nächtliche Fressen durch den frisch angefeuchteten Boden.
  • Schnecken absammeln.
  • Beete mit Schneckenzaun umranden. Bisschen mühsam aber sehr wirkungsvoll. Dann müssen im Inneren alle Schnecken abgesammelt oder gefangen werden, danach kommen hoffentlich keine mehr nach. Wichtig ist, dass keine Gräser oder Pflanzen über den Zaun ragen.
  • Beete mit Grenzstreifen umranden, den die Schnecken ungern überqueren. Im Gespräch sind hier Eierschalen, Kalk, Gesteinsmehl, Sägemehl oder Lavamulch. Auch Miscanthusmulch wird empfohlen. So ein Streifen sollte dann um die 50 cm breit sein.
  • Auf dem Boden liegende Bretter regelmäßig umdrehen, Schnecken absammeln und Bretter in die Sonne legen, oft finden sich darunter auch Schneckeneier.
  • Pflanzen auswählen, die bei Schnecken weniger beliebt sind.
  • Besonders gefährdete Pflanzen in Töpfe oder Hochbeete pflanzen.
  • Töpfe und Hochbeete zusätzlich schützen. Im Gespräch sind hier Schneckenschutzanstriche, Kupferband und Sandpapier.
  • Jungpflanzen mit Schneckenkrägen schützen.
  • Schneckenfallen und Köder verwenden um die Tiere zu fangen.
  • Fressfeinde fördern: Nächtliche Beleuchtung ausschalten, auf Pestizide verzichten, wilde Ecken erhalten. Igel, Kröten und Spitzmäuse fressen zumindest junge Schnecken und Gartenwegschnecken.
Nacktschnecken an Taglilien
Taglilien sind bei Schnecken beliebt, sie wachsen aber schnell und überleben so auch ein Schneckenjahr.

Welche Schnecken sind nützlich und warum?

Der zitierte Podcast versprach im Titel „was wirklich gegen Schnecken hilft“ – um dann fast nur über nützliche Schnecken zu sprechen. Das fühlte sich für mich, mitten in einem wirklich krassen Schneckenjahr ein bisschen nach Betrug an. Auch wenn es stimmt: Die allermeisten Schnecken sind nützliche Tiere im Ökosystem Garten. Sie fressen größtenteils Algen, Pilze, abgestorbene Pflanzen und Tiere, manche auch Aas oder die Gelege und Jungtiere anderer Schnecken. Zu diesen gern gesehenen Gästen gehören alle Gehäuseschnecken, also z.B. Weinbergschnecken, Schnirkel- und Bänderschnecken und auch der hübsche Tigerschnegel. Laut Podcast würden all diese Schnecken selbst wiederum von Vögeln, Igeln, Kröten und Blindschleichen gefressen – seien also auch ein wichtiger Teil der Nahrungskette, nur die orangebraunen Wegeschnecken, die mag leider keiner so richtig. Aber egal, wo es genug „wilde Ecken“ und „Unkraut“ gäbe, würden Schnecken Salat und Gemüse weitgehend in Ruhe lassen.

So so. Das sieht zumindest bei uns ein bisschen anders aus. Wir hatten 2024 bei Regen auf fast der gesamten Fläche etwas eine Nacktschnecke alle 10-12 Zentimeter. Sie fraßen die Johannisbeeren vom Strauch, die Blätter von großen Holunderbüschen und vom kleine Walnussbaum, die frischgepflanzten Mini-Kiwi wurden rasiert, meine Pilzzuchten und alles was schmackhafte Blätter hatte sowieso. Und das, obwohl es bei uns definitiv mehr wilde Ecken gibt, als Gemüse. Ist ja eigentlich auch klar. Wenn gerade die großen Wegeschnecken nicht gefressen werden, hat die Sache mit den Nützlingen Grenzen.

Welche Schnecken fressen im Garten alles weg?

Es sind einige wenige Nacktschneckenarten, die Gemüsejungpflanzen über Nacht dem Erdboden gleichmachen. Die „spanische Wegschnecke“, auch Kapuzinerschnecke oder große Wegschnecke genannt, ist die bekannteste davon. Sie breitet sich seit den 70er Jahren in Deutschland aus. Aus Spanien kommt sie nicht, vermutlich aber aus Frankreich und ist heute schon bis nach Osteuropa gekommen. In Deutschland ist es inzwischen eine der häufigsten Schneckenarten, mit bis zu 12 Exemplaren pro Quadratmeter Kulturfläche. Dazu kommen die genetzte Ackerschnecke und die meist deutlich kleinere Gartenwegschnecke. Und wenn ein Beet so richtig befallen ist, dann finden sich da obendrein jede Menge Baby-Nacktschnecken, die sich vom Laien eigentlich nicht auseinanderhalten lassen. Aber ehrlich gesagt: für die geplagte Gärtnerin ist das auch ein bisschen egal. Die sieht einfach nur: Vom gesäten Spinat ist keine einzige Jungpflanze hochgekommen, die Funkien sind bis auf wenige Blattrippen abgefressen und von den Erdbeeren bekommen wir auch nichts mehr ab. Zeit, etwas mehr über die Kriecher zu erfahren, um Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Wie leben Nacktschnecken?

Die meiste Zeit des Tages verbringen Nacktschnecken in einem kühlen, feuchten Versteck. Trockenheit und Hitze mögen sie nicht, in feuchtwarmen Jahren hingegen vermehren sie sich mitunter rasant. Im Garten sind sie tagsüber oft unter größeren Blättern, Bodenplatten, Brettern oder Blumentöpfen anzutreffen. Alternativ verstecken sie sich im Dickicht von Mulch- und Krautschichten. Die Gartenwegschnecke lebt zum Teil auch unterirdisch und frisst Pflanzen direkt von unten. Die Tiere sind zwittrig, nach der Befruchtung legen beide Partner mehrere Gelege mit insgesamt bis zu 200 Eiern ab.

Schnecken haben einen enormen Geruchssinn, aus bis zu 50 Meter nehmen sie unseren Salatkopf war. Und da kriechen sie dann auch hin – die Kapuzinerschnecke beispielsweise, schafft in einer Stunde bis zu 10 Meter Weg. Am aktivsten sind die Tiere rund um den Sonnenauf- und -untergang. In dieser Zeit leben Gemüsepflanzen besonders gefährlich und die Schneckenjagd ist besonders erfolgreich.

Schneckenpopulationen sind stark vom Wetter abhängig. In feuchten und warmen Jahren gibt es oft echte Plagen. 2024 war so ein Jahr, alle Gärtner*innen, die ich fragte, schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. In anderen Jahren hält sich der Schaden eher in Grenzen, da haben die Funkien vielleicht ein paar Löcher, wachsen aber trotzdem ganz ordentlich.

Von Schnecken abgefressene Funkien
Obwohl sie in einem großen Betonkübel wachsen – Funkien hatten in 2024 bei uns gar keine Chance.

Wann fühlen sich Nacktschnecken im Garten wohl?

Leider mögen Nacktschnecken einen naturnahen Garten besonders gern. Es ist bisher eigentlich der erste und einzige Nachteil, den ich finden konnte. Alles, was die Biodiversität fördert, den Boden vor Austrocknung schützt und nützliche Arten anlockt, nützt leider irgendwie auch den Nacktschnecken. Sie verstecken sich unter Krautschichten, lieben Mulchdecken und krabbeln lieber über feuchten als über offenen, trockenen Boden. Leider gilt meistens: Je größer die offenen Bodenflächen, desto weniger Schneckenplage. Wie gesagt, im Saisongarten, hatten wir das Problem überhaupt nicht!

Nun kann das kein Grund sein, den Garten in einen Acker umzuwandeln. Wir brauchen ja die Biodiversität, wir wollen den Boden schützen, um gegen trockene Sommer gewappnet zu sein und wir wollen den Humusgehalt mit Mulchdecken erhöhen. Weil das unseren Pflanzen guttut und obendrein CO2 im Boden bindet. Wir wollen die unordentlichen Ecken, damit sich Igel und Kröten wohlfühlen, aber leider schmecken denen gerade die Kapuzinerschnecken nicht. Immerhin helfen sie vielleicht, die Gartenwegschnecken einzudämmen.

Schneckenfraß an Tomatenpflanze
Tomaten gelten als schneckenfest. Nicht so, wenn daneben eine Waldgarten-Krautschicht zum Rasten einlädt.

Natürliche Feinde der Nacktschnecken

Es gibt eigentlich keinen Schneckenratgeber, der ohne dieses Kapitel auskommt. Igel, Kröten, Vögel, Nagetiere, Tigerschnegel und Maulwürfe werden da genannt. Gleichzeitig heißt es dann immer, dass gerade die Kapuzinerschnecken wegen ihres bitteren Geschmacks verschmäht würden. Und dass dagegen eigentlich nur Laufenten helfen würden, die wiederum selbst auch Gemüse sehr gern mögen. Platz für Enten haben wir nicht und Igel und Co. heißen wir sowieso willkommen. Allerdings scheint das bisher absolut nicht auszureichen. Deshalb hat „Nützlinge fördern“ als Tipp für mich immer einen etwas schalen Beigeschmack. Haben die Leute, die das schreiben, wirklich selbst einen naturnahen Garten? Hilfreich ist immerhin der Hinweis, den hübschen Tigerschnegel beim Schneckensammeln zu verschonen, der angeblich die Gelege und Jungtiere der anderen Nacktschnecken vertilgt.

Tipps fürs Schnecken absammeln

Die Nacktschnecken einfach absammeln, das ist sicherlich eine ökologisch sehr vertretbare und weit verbreitete Methode. Und ich muss sagen: Selbst wenn ich mir das nicht vorgenommen habe, wenn ich abends noch mal kurz am Kräuterbeet vorbeischaue und dann dort die vielen dicken Schnecken sehe, dann kann ich sie da einfach nicht hocken lassen. Dieses „Mal-schnell-noch“ passiert mir leider immer wieder, was dann meistens heißt, dass ich nicht gut vorbereitet bin. Also hier auch einmal für mich die wichtigsten Tipps:

  • Der Schneckenschleim geht wirklich sehr sehr schwer abzuwaschen, es ist also kein Zeichen von Zimperlichkeit, dazu eine Schneckenzange oder Handschuhe zu verwenden. Ich habe meistens nichts dabei und dann ärgere ich mich später …
  • Tigerschnegel beim Absammeln schonen. Sie ernähren sich nicht von frischem Gemüse und sind Fraßfeinde anderer Nacktschnecken.
  • Bretter, Platten oder große Blätter (Klette, Rhabarber) dienen den Schnecken tagsüber als Verstecke, hier kann man sie dann später ganz gut einsammeln.
  • Es braucht ein Gefäß, ein Glas, Eimer oder dergleichen, um die Schnecken da reinzusammeln. Wenn ihr sie später wieder aussetzen wollt, sind ein paar Blätter am Gefäßboden empfehlenswert, sonst kleben sie nämlich am Boden und ihr müsst sie alle noch mal anfassen.
  • Abends, morgens und bei Regen ist auf jeden Fall mit Schnecken zu rechnen, dann also beim Spaziergang durch den Garten lieber gleich ausgerüstet sein.
  • Wer die Schnecken wieder aussetzen möchte: Viel weiter weg als ihr denkt! Die Tiere kriechen locker 25 Meter in einer Nacht, Kapuzinerschnecken noch deutlich weiter. Aber: in Wald und Feld sollte es möglichst auch nicht sein, da die Kapuzinerschnecken dort andere Schneckenarten verdrängen. Biotonne habe ich ausprobiert, das geht nur, wenn sie bald abgeholt wird, sonst krabbeln sie oben wieder raus und erschrecken die Nachbarschaft.
  • Wer nicht so gutmütig ist, muss sie irgendwie um die Ecke bringen. Einfrieren gilt als tierfreundlich, kochendes Wasser als schnell. Ein schneller Schnitt im vorderen Drittel soll die Tiere sofort töten. Das habe ich einmal probiert und rate ab. Es ist erstens eklig und zweitens wohin dann mit der halben Schnecke? Die zieht dann als Aas wieder viele Artgenossen an. Auch „morgens auf das Dach der Gartenhütte werfen, dann holen sich die Krähen die Schnecken“ habe ich schon gelesen. Aber da habe ich zu wenig Vertrauen, wir haben kaum Krähen auf dem bewaldeten Gelände und ich mag dann keine halbtoten Schnecken in der Regenrinne haben. Oder schlimmer noch, sie am nächsten Tag wieder im Beet begrüßen.

Im Jahr 2024 waren Nacktschnecken einfach die Gewinner im Garten. Aber wir haben dann die Zeit genutzt und einige typische Anti-Schnecken-Tipps ausprobiert. Die Ergebnisse schreibe ich demnächst in einem weiteren Artikel zusammen.

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