Wo fang ich an? Erste Schritte im neuen Garten

Ihr habt einen Garten ergattert, aber noch nicht so viel Erfahrung? Ihr wisst nicht, wo ihr anfangen, wie oft ihr gießen und welches Beet ihr umgraben sollt? Urban Gardening ist bei euren Freund*innen im Trend und ihr wollt euch nicht blamieren? Das ging uns teilweise auch so. Hier kommen die wichtigsten Infos für alle, die sich dem Garten-Thema annähern wollen.

Lazy Gardening im neuen Garten

Ein neuer Garten bringt oft viel Arbeit. Sei es, weil er verwildert ist, weil Altlasten zu entsorgen sind oder weil die Gestaltung euch vielleicht nicht zusagt. Ich hatte anfangs mitunter das Gefühl, dass mich jede Ecke des Gartens anzuquatschen schien: „Ey, hier musst du noch, du wolltest doch das hier noch, guck mal das hast du noch gar nicht auf deiner Liste…“ Puh. Wollte ich mich hier nicht entspannen? Glücklicherweise hatte ich vorher mal irgendwo das hier gelesen:

In einem neuen Garten sollte man im ersten Jahr möglichst wenig machen. Sondern erst mal viel beobachten.

Warum? Um den Garten kennenzulernen. Wo ist im Jahresverlauf wieviel Sonne und Schatten? Welche Ecken trocknen schnell aus, welche nicht? Wo ist es im Frühjahr als Erstes warm? Welche Pflanzen sind vielleicht schon da und zeigen sich erst im Laufe des Jahres? Mithilfe dieser Beobachtungen lassen sich dann die richtigen Plätze für Bäume, Sträucher und Erdbeerbeet finden. Wer also gerade im ersten Jahr mehr in der Hängematte liegt, als auf den Knien im Beet, macht das genau richtig.

Wir schon mal nicht. Wir pflanzten auf die erste vom Müll freigelegte Stelle 30 Frigo-Erdbeerpflanzen. Die wuchsen auch tapfer, trotz Dreiviertelschatten, aber die Beeren wurden ausnahmslos von Schnecken gefressen. Und nach zwei Jahren wurde klar, dass da ein Weg langgehen musste, also wurde alles gerodet. Nun ja. Versuch macht klug, immerhin hatten wir keine Obstbäume gepflanzt…

Dieses Beet haben wir gleich am Anfang angelegt. Heute ist da ein Weg. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Für Garten-Neulinge: Basiswissen über Pflanzen

Pflanzen brauchen zum Wachsen Licht, Wasser und Nährstoffe. Wieviel von jedem, das ist sehr unterschiedlich. Wenn Standort und Pflanze gut zusammenpassen, gibt es gesunde Pflanzen und wenig Arbeit. Der Wasser- und Lichtbedarf steht normalerweise beim Einkauf auf dem Pflanzetikett (also nicht gleich wegwerfen). Pflanzen mit kleinen oder silbrigen, mit stark behaarten oder ledrigen Blättern sind in der Regel an trockene sonnige Standorte angepasst. Sie brauchen viel Sonne und einen mageren Boden, wo Wasser gut abläuft. Pflanzen mit großen, dünnen und weichen Blättern brauchen meistens mehr Feuchtigkeit und vertrage auch eher etwas Schatten.

Das Wichtigste über den Boden

Boden im Garten sieht oft ganz anders aus als in der Blumenerde-Tüte. Das ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. Klar ist: je vitaler der Boden, desto glücklicher die Pflanzen. Denn aus dem Boden ziehen sie Wasser und Nährstoffe. Dabei hilft ihnen eine unglaubliche Menge an Bodenlebewesen, von sichtbaren großen Regenwürmern bis hin zu winzigen Pilzen, Algen und Einzellern. Diese Helferlinge leben von organischem Material – also von Blättern, Grasschnitt und abgestorbenen Pflanzenresten, die oben auf der Erde liegen. Das ganze Gefüge ist komplex und empfindlich. Damit es gut funktioniert, sollte es möglichst wenig gestört werden. Für Gärtner*innen heißt das:

  1. Nur in Notfällen umgraben, denn dadurch geraten die verschiedenen Bodenschichten mit ihren spezialisierten Bewohnern völlig durcheinander.
  2. Den Boden möglichst wenig verdichten. Also auf Beeten nicht unnötig herumlaufen.
  3. Bei Nässe ist der Boden besonders empfindlich. Also nach einem kräftigem Regen lieber die Hände in den Schoß legen.
  4. Die Bodenlebewesen füttern, zum Beispiel durch Gründüngung und Mulchen.

Was heißt Mulchen?

Mulchen bedeutet, den Boden mit etwas zu bedecken. Zum Beispiel mit Grasschnitt, ausgezupften Unkräutern, Laub, Heu oder Stroh. Aber auch Pappe, Schafwolle oder Holzspäne können sich unter Umständen eignen. Warum wird gemulcht? In der Natur gibt es kaum nackten Boden. Dort würde sofort etwas wachsen und den Boden vor Sonne, Erosion und Verschlämmung schützen. All das leistet auch eine Mulchschicht, sie schützt die Bodenstruktur, füttert die Bodenlebewesen und hält die Feuchtigkeit in der Erde. Je nach Standort kann sie unterschiedlich dick sein. Wer viele Schnecken hat, sollte nur dünn mulchen. Wenn es sehr heiß und trocken ist, können aber auch 5-10 cm gerade richtig sein. Holz- oder Rindenspäne eignen sich nur bedingt, da sie bei der Zersetzung viel Stickstoff verbrauchen, den Pflanzen also Nährstoffe entziehen. Und: Neu gepflanzte Gehölze profitieren, wenn nicht direkt bis zum Stamm gemulcht wird. Etwas frische Luft am Fuß schützt sie vor Pilzbefall.

Der neue Garten – welche Arbeit muss sein?

Was muss im Garten unbedingt gemacht werden, wenn dafür gerade wenig Zeit ist? Wer Rasen hat, sollte diesen gelegentlich mähen, es muss aber nicht alle zwei Wochen sein. Im Herbst müssen Rasenflächen von Laub befreit werden. Manche Gehölze brauchen regelmäßigen Schnitt, um reichlich zu blühen und zu fruchten. Sie gehen aber nicht ein, wenn man das mal ein Jahr lang nicht macht. Frisch gepflanzte Stauden, Beerensträucher und junge Obstbäume brauchen regelmäßig Wasser. Und sie freuen sich, wenn der Boden zu ihren Füßen gejätet und dann gemulcht wird.

Habt ihr offene Beete, die ihr behalten wollt, aber dieses Jahr ist keine Zeit dafür? Dann könnt ihr eine nicht frostharte Gründüngung sähen. Die hält Wildkräuter fern, schützt den Boden und gibt das Beet im nächsten Winter von selbst wieder frei.

Gute Idee im neuen Garten: Füße hochlegen und beobachten.

Welche Arbeit im Garten ist weniger dringend?

Je nachdem, was ihr erreichen wollt, können diese Aufgaben natürlich nötig sein. Aber wer sich gestresst oder überfordert fühlt oder schlicht zu wenig Zeit hat, kann auf diese To-Dos meist zumindest eine Zeit lang verzichten:

  • Umgraben. Stört den Boden und ist eigentlich nur nötig, wenn neue Beete angelegt werden. (Und auch dann gibt es Alterantiven.)
  • Tägliches Gießen (s. Abschnitt Gießen).
  • Grünschnitt wegfahren. Je weniger je besser. Denn alles was weggefahren wird, muss in Form von Dünger oder Kompost auch wieder rangeschafft werden. Über Totholzhecken oder Heckenschnitt-Haufen freuen sich viele Tiere. Laub ist im Herbst ein wertvoller Mulch-Dünge-Schutz für Beete und Baumscheiben (jedoch nicht für den Rasen). Auch Thuja- und Kirschlorbeer kann geschreddert und mit anderen Komponenten gemischt auf den Kompost – oder direkt zum Mulchen der Hecke verwendet werden.
  • Kompost umsetzen. Das Umsetzen bringt Luft in den Kompost und beschleunigt die Zersetzung. Das ist an sich eine gute Sache. Wer aber keine Lust oder keine Zeit dafür hat, kann es auch lassen. Muss dann aber etwas länger warten, bis der Kompost fertig ist.
  • Jäten. Also Jein. Wer den Garten nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten will, kommt da natürlich nicht drum rum. Es schadet aber dem Garten nicht, wenn viele Wildkräuter wachsen. In Randbereichen und unter Gehölzen werden sie bei uns sowieso auch bleiben.
  • Neues Pflanzen. Das ist natürlich wunderschön. Aber nicht eilig. Und oft zahlt es sich aus, neue mehrjährige Pflanzen nur nach und nach zu setzen.

Richtiges Gießen im Gemüsegarten

Richtiges Gießen spart im Garten viel Zeit und Wasser. Meist ist es seltener nötig, als gedacht. Hier eine Kurzfassung, was ich über ressourcenschonendes Gießen herausgefunden habe:

  • Pflanzen von Anfang an selten und dafür durchdringend wässern. Selten heißt: wenn es länger nicht regnet ca. 1-2 Mal pro Woche (kleine Gemüsejungpflanzen in den ersten drei Wochen bei starker Hitze öfter). Durchdringend heißt: So viel, dass das Wasser an den Pflanzenwurzeln vorbei in die Tiefe sickert. Dafür sind in der Regel 15-20 Liter Wasser pro Quadratmeter nötig. Das ist eine Menge. Aber nur so lernen die Pflanzen, ihre Wurzeln in die Tiefe zu schicken.
  • Im Sommer am besten nur sehr früh morgens gießen, sonst verdunstet die Hälfte des Wassers auf den obersten Bodenmillimetern. Alternativ geht auch abends. Das fördert aber eventuell Schnecken- und Pilzprobleme.
  • Verschlämmten Boden regelmäßig auflockern (hacken). Wer mulcht, kann sich das sparen.
  • Neu Gepflanztes braucht im ersten Jahr regelmäßig Wasser. Gut eingewachsene Sträucher und Bäume benötigen nur in langen Trockenzeiten Wasser. Auch dann gilt: Selten aber viel! Bäume haben ihr Feinwurzeln nicht direkt am Stamm, sondern im Bereich des Kronenrandes.

Zusammenfassung: Das Wichtigste zum gelassenen Gartenstart

  1. Den Boden schonen. Beete besonders bei Nässe nicht betreten. Umgraben vermeiden.
  2. Sinnvoll gießen. Lieber selten und dafür reichlich, damit die Pflanzen tief wurzeln.
  3. Viel mulchen. Den Boden mit Heu, Rasenschnitt oder Unkraut bedecken. Verbessert den Boden und spart Arbeit.
  4. Natürlich düngen. Wenn ihr habt, ist Kompost gut. Alternativ etwas Hornmehl streuen oder organischen Dünger. Keinen Mineraldünger verwenden, das wird nur weggeschwemmt und belastet das Grundwasser. Viele Gartenböden enthalten eher zu viele Nährstoffe.
  5. Viel kompostieren. Am einfachsten ist es, das, was ihr abschneidet oder jätet, gleich als Mulch zwischen den Pflanzen liegen zu lassen.
  6. Unordnung erlauben. Jeder Asthaufen und jede Brennnesselecke ist ein Traum für die Natur.
  7. Ordentlich chillen. Innehalten, beobachten, Zeitlassen. Das macht nicht nur schön, sondern nützt auch der Gartenplanung.

Habt ihr auch einen neuen Garten? Wie ist der Start da gelaufen? Schafft ihr es, erst mal in der Hängematte zu liegen oder habt ihr auch schon ein Erdbeerbeet angelegt? Ich freu mich auf eure Erfahrungen.

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