Die kleine robuste Staude ist im Waldgarten wirklich ein Schatz. Bei uns war sie die erste erfolgreiche Obstkultur und sorgte dafür, dass der Garten schon im zweiten Sommer zum Naschgarten wurde. Grund genug, ihr hier das erste Pflanzenportrait zu widmen. Weitere folgen bestimmt.
Die Walderdbeere im Garten
Sie wächst am Wegrand und auf Bahndämmen und manchmal auch auf Wiesen. In Märchen und Geschichten spielt sie kleine und große Nebenrollen, auf Bauernschränken verziert sie die Ecken und in Astrid Lindgrens Büchern wird sie auf Grashalme gefädelt. Und was macht sie so im Garten?
Die Walderdbeere ist – anderes als die Waldheidelbeere – eine völlig unkomplizierte und dankbare Gartenpflanze. Sie stellt keine großen Ansprüche an den Boden, wächst in Sonne und Halbschatten, leidet kaum unter Krankheiten oder Schädlingen und verbreitet sich selbstständig über Ausläufer und Samen. Sie war eine der ersten Obstsorten, die wir in unseren schattigen Garten geholt haben, und darüber freuen wir uns heute noch.
Warum Walderdbeeren pflanzen?
- Bodendecker mit Mehrwert. Wo sie kann, bildet die Walderdbeere dichte Teppiche und bedeckt den Boden mit ihren Blättern, die meist auch im Winter grün bleiben. Unter Sträuchern und Bäumen eignet sie sich deshalb als unkomplizierter Bodendecker – mit leckerem Mehrwert. Neben den Beeren lassen sich im Frühjahr auch die jungen Blätter ernten und in den Frühlingstee mischen.
- Schönheit. Die kleinen Blüten zeigen die Verwandtschaft mit der Rose deutlich. Noch bezaubernder wird es, wenn die ersten Beeren reifen und immer noch Blüten die Pflanze schmücken.
- Insektenweide. Die Pflanze blüht bei uns ungefähr im Mai. Die Blüten sind reich an Pollen und Nektar und ernähren Bienen, Schwebfliegen und angeblich auch Nachfalter. Bei uns ist das auf jeden Fall deutlich zu sehen, über dem Walderdbeerhügel brummt es immer ordentlich.
- Schneckensicher. Die Walderdbeeren reifen auf hohen Stielen. Bei uns im Garten waren das die ersten Erdbeeren, die wir auch wirklich essen konnten. Denn bei den Kultursorten, deren Beeren am Boden liegen, wurden diese ausnahmslos von Schnecken gefressen. Den filigranen Walderdbeer-Stängel konnten sie hingegen nicht hochkriechen.
- Perfektes Naschobst. Die Walderdbeeren füllen zwar nicht gerade eine ganze Schüssel – aber sie machen auch keinen Einkoch-Stress zur Erntezeit. Sie reifen über mehrere Wochen und so gibt es immer wieder etwas im Garten zu naschen.
Haben die kleinen Waldköniginnen überhaupt Nachteile? Nun ja. Sie machen sich wirklich breit. Wo das nicht gewünscht ist, würde ich sie lieber nicht pflanzen.
Walderdbeeren – so gelingt der Anbau
Wir haben bei uns ein Hügelbeet mit Walderdbeeren bepflanzt. Das hatten wir nicht zum Gemüseanbau angelegt, sondern um den Garten etwas dreidimensional zu gliedern. Ein bisschen Sonne kommt dort hin, aber nicht allzu viel. „Lichter Schatten“ heißt das wohl im Fachjargon. Im Spätsommer setzten wir ca. 50 Walderdbeer-Ableger aus Schwiegermutters Garten auf den kleinen Wall. Etwa eineinhalb Jahre später ist der Hügel dicht bewachsen und die Pflanzen drängeln fröhlich Richtung Kräuterrasen. Wer nicht so viel Platz hat, setzt lieber auf Monatserdbeeren. Die haben ein ähnlich wunderbares Aroma, bilden jedoch keine Ausläufer.
Wer einen größeren Bereich begrünen will, pflanzt am besten im August ein paar Pflanzen auf eine freie Fläche, im Abstand von 20 bis 30 Zentimeter. Dort freuen sie sich über einen durchlässigen, humusreichen Boden mit reichlich Nährstoffen und Feuchtigkeit. Gern etwas sauer, aber unseren kalkhaltigen Gartenboden nehmen sie bisher auch nicht übel. Nach dem Pflanzen haben wir einmal angegossen und die Beeren dann sich selbst überlassen, das ist ihnen bisher ausgesprochen gut bekommen. Liegt das Walderdbeer-Beet mehr in der Sonne, ist es wichtig, dass der Boden nicht austrocknet.
Wer übrigens keine Schwiegermutter mit Walderdbeer-Garten hat, kriegt die Kleinen inzwischen in vielen Staudengärtnereien. Dort gibt es auch Auslesen mit etwas größeren Beeren. Dass die Pflanzen in der Natur nicht ausgegraben werden dürfen, versteht sich sicher von selbst.
Wissenswertes über Walderdbeeren
- Die Walderdbeere ist keine Urform der großen Gartenerdbeeren. Letztere stammen aus Kreuzungen der Chile- und der Scharlacherdbeere, die beide aus Amerika kommen.
- Die kleinen schmackhaften Monatserdbeeren stammen hingegen von der Walderdbeere ab. Sie tragen länger als diese und bilden keine Ausläufer.
- Die Frucht der Erdbeere ist botanisch keine Beere, sondern eine Sammelnussfrucht. Beim Naschen ist mir das aber eigentlich egal ist.
- Beim Kochen werden Walderdbeeren nach einigen Minuten bitter. Also lieber roh verarbeiten, einfrieren oder trocken.
- Ja, sie lassen sich wirklich gut auf einen Grashalm fädeln. Wer keine Schüssel zur Hand hat, kann sie so auch nachhause tragen und dann verschenken oder genüsslich wieder abziehen.
Walderdbeeren-Verwechslungsgefahr
Verwechselt wird die Walderdbeere manchmal mit der indischen Scheinerdbeere. Sie ähnelt der Walderdbeere stark, allerdings trägt sie ihre Beeren aufrecht statt hängend. Das Rot ist eine Nuance greller und die Zahl der Nüsschen größer. Die Pflanze kommt ursprünglich aus Südostasien, wird in Deutschland als Gartenpflanze verkauft und ist hier teilweise verwildert. Auch wir sind bei Spaziergängen, in Parks oder siedlungsnahen Waldstücken schön öfter auf diese Pflanze gestoßen. Und jetzt habe ich mich auch endlich einmal schlau gemacht: Giftig, ist sie nicht. Schmeckt aber wohl belanglos bis bitter. Nächsten Sommer werde ich das testen. Bleibt die Frage: Warum wohl hat jemand damit begonnen, diese Pflanze statt der ebenso unkomplizierten, dafür aber leckeren Walderdbeere zu pflanzen?
Vielleicht wisst ihr es? Oder habt andere Erfahrungen mit der Walderdbeere? Dann schreibt es gern in die Kommentare.